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07.02.24

Cut-Over Management in SAP: Technische Aspekte sind nicht das A und O einer erfolgreichen Migration

SAP Cut-Over Migrationen sind komplexe Prozesse, die es Unternehmen ermöglichen, zum Beispiel von älteren SAP-Systemen zum aktuellen S4 HANA-System oder zwischen Managed Service Providern zu wechseln. Zwar spielen die verbesserte Leistung, optimierte Geschäftsprozesse und die Integration neuer Technologien eine zentrale Rolle, jedoch darf bei all diesen technischen Vorteilen der Mensch nicht vernachlässigt werden.

Als SAP-Berater hatte ich das Privileg, eine Vielzahl von Unternehmen bei der Transition von SAP R/3 zur SAP Business Suite und S/4HANA zu unterstützen. Die ersten Berührungspunkte mit dem mächtigen ERP-System aus dem Hause SAP hatte ich als SAP Basis Administrator für diverse Kunden. Über dieses Thema bin ich während meiner Studien gestolpert, doch hatte nie wirklich eine Idee, wie hoch-komplex SAP-Landschaften und die dadurch verbundenen Projekte sein können. Ich war schnell in diverse Projekte außerhalb des ständigen Betriebs (Krisen-,Incident- , Changemanagement) involviert. Diese Projekte umfassten EHP Upgrades, Unicode Konvertierungen, Datenbankmigrationen bis hin zu Providerwechsel, wenn SAP Systeme ausgelagert wurden, welche als großer Cut-Over definiert wurden.

Was ich anfangs nicht realisieren konnte, war, dass trotz all der technischen Komplexität meine Kollegen, Mitarbeiter des Kunden als auch ich diejenigen sind, welche mit dem System arbeiten und dadurch das System am Leben halten. Warum ist der Mensch so wichtig? Nun, weil Menschen diese Cut-Overs durchführen und letztendlich die Menschen, die mit dem System arbeiten und es zum Erfolg führen müssen.

Einer der ersten Entscheidungen eines Cut-Overs zu S/4 HANA ist die Überlegung, welcher Migrationspfad eingeschlagen werden soll. Bei der Migration von R/3 zu S/4 stehen grundsätzlich drei Ansätze zur Verfügung: der Greenfield-Ansatz, der Brownfield-Ansatz und der Hybrid-Ansatz. Obwohl der Greenfield- und Brownfield-Ansatz jeweils ihre eigenen Vorzüge aufweisen, wählten die Hälfte meiner Kunden einen Hybrid-Ansatz. Der Hybrid-Ansatz vereint Elemente des Greenfield- und Brownfield-Ansatzes, indem er eine partielle Migration oder ein Upgrade von R/3 ermöglicht, während gleichzeitig neue Implementierungen in S/4 vorgenommen werden. Laut einer Studie von SAPinsider1 haben 46 % der Unternehmen den Hybrid-Ansatz gewählt, was seine Popularität und Effektivität unterstreichen. Die Vorteile des Hybrid-Ansatzes sind vielfältig:

  • Investitionsschutz: Mit dem Hybrid-Ansatz können Unternehmen ihre bestehenden Investitionen in R/3 bewahren und gleichzeitig von den Vorteilen von S/4 profitieren.

  • Risikominimierung: Der Hybrid-Ansatz kann das Risiko reduzieren, da nicht alle Systeme und Prozesse gleichzeitig geändert werden müssen.

  • Flexibilität: Der Hybrid-Ansatz bietet die Flexibilität, bestimmte Bereiche oder Funktionen zuerst zu migrieren, während andere später migriert werden können.

Meine Erfahrung hat bestätigt, dass der Mensch im Mittelpunkt stehen sollte. Bei einer Migration kommen viele Veränderungen auf die Mitarbeiter zu. Neue Funktionen, geänderte Prozesse und möglicherweise eine andere Benutzeroberfläche können zu Beginn zu Unsicherheiten und Widerstand führen. Auch unvorhergesehene Probleme, aber auch Planänderungen können auftreten. Hier kommt es auf die Fähigkeit der Mitarbeiter an, flexibel zu sein und sich auf neue Bedingungen einzustellen. Eine offene Kommunikation, ein starkes Change-Management und die Einbindung der Mitarbeiter sind entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten bei Planänderungen informiert sind und flexibel reagieren können.

Abschließend möchte ich nochmals betonen, dass der Mensch eine entscheidende Rolle bei Kommunikation und dem Erwartungsmanagement während des gesamten Migrationsprozesses spielt. Es ist meiner Meinung nach essenziell, realistische Erwartungen zu vermitteln, und den Mitarbeitern den Nutzen der Migration zu verdeutlichen und transparent über den Fortschritt des Projektes zu berichten. Insgesamt wird deutlich, dass dem Menschen eine entscheidende Rolle zukommt. Die technischen Aspekte sind wichtig, aber ohne die Unterstützung und das Engagement derer ist eine erfolgreiche SAP Cut-Over Migration kaum möglich.

Timo Casanova, Manager für SAP Technologien und generative KI bei SKAD. Er verfügt über mehrjährige Erfahrung in der Implementierung und Beratung von großen SAP-Infrastrukturprojekten. Darüber hinaus bietet er ganzheitliche Expertise von der Strategie- und Organisationsentwicklung über funktionale SAP-Konzepte bis hin zum Change Management wie S4 HANA Migrationen.

Bei weiteren Fragen können Sie Timo gerne per E-Mail an t.casanova@sk-advisory.com erreichen.

1 SAPinsider. (2019). Your SAP S/4HANA Transition: What You Need to Know. SAPinsider.
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